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Sandra Ottenbacher

Entfaltungscoaching

Vorrat für die dunkle Jahreszeit

Die Tage werden merklich kürzer, der Sommer ist vergangen, die letzten Ernten werden nach und nach eingebracht. Ernten, die uns über die Wintermonate versorgen, die uns ernähren.

Ein steter Kreislauf im Jahr – wie es unsere Altvorderen über Generationen hinweg gelebt haben. Doch heute scheint es so, dass wir nicht nur die Ernte des vergangenen Sommers für unsere Ernährung im Winter verwenden. Alles ist zu jeder Zeit verfügbar. Erdbeeren an Weihnachten? Kein Problem – irgendwoher kommen die dann ja schon… Spargeln im Herbst? Auch dies scheint ein Bedürfnis zu sein, welches unbedingt gestillt werden muss.

Mir persönlich erscheinen solche Extravaganzen gelinde ausgedrückt fragwürdig. Doch Jedem sein Pläsierchen. Und – dies nur am Rande, es würde sonst Seiten füllen – hauptsächlich Kassenschlager für unsere Grossverteiler.

Ehrlich gesagt, finde ich es herrlich, wenn im Herbst / Winter wieder Kohl & Co. auf dem Speiseplan stehen und der Duft nach Äpfel, Birnen, Zimt und Nelken sich im Haus verteilt. Die Düfte und Geschmäcker des Frühlings mit seinem frischen und leichtem Lind-Grün dürfen mich danach gerne wieder erfreuen, wenn ihre Zeit gekommen ist und sie wohlschmeckend sind.

Der Vorrat an Lebens-Mitteln für die dunkle Jahreszeit bis zum Beginn neuer Ernte im kommenden Jahr war über Jahrhunderte buchstäblich Über-Lebens-Wichtig. Der heutige Überfluss – im wahrsten Sinne des Wortes – ertränkt uns. Uns ist der Sinn für unsere Lebens-Mittel abhandengekommen.

Und so ist es nicht verwunderlich, dass uns auch ganz oft der Sinn für unsere Seelen-Nahrung fehlt. Und damit auch – neben all den Nahrungsmitteln für unseren Magen – einen ebenfalls Über-Lebens-Wichtigen Vorrat für unsere Seele in der dunklen Jahreszeit anzulegen.

Wie sieht es damit in Deiner Vorratskammer aus?

Hast Du vorgesorgt? Hast Du genügend frohe Erlebnisse ‚eingeweckt‘? Genügend sonnige Wohlfühlmomente, die Dir in der kalten Jahreszeit Dein Herz erwärmen? Hast Du Dich mit stärkenden und nahrhaften Taten eingedeckt? Welche Erfolge durftest Du erleben, welche neuen Landschaften erkunden? Was hat Dich glücklich gemacht und Dich strahlen lassen?

Der Vorrat an lebenswichtigen guten Gedanken und lieben Gesten. Was hast Du damit gemacht? Hast Du ihn Dir – so wie der Vorrat in den Gläsern – auch zusammengetragen? Hast Du ihn mit Sorgfalt behandelt und ihn haltbar gemacht, damit Du davon zehren kannst, wenn es not-wendig ist, wenn Du hungrig danach bist, wenn Dich danach gelüstet, Du einen Wohl-Fühl-Moment benötigst?

Die Haltbarmachung solcher Nahrungs-Mittel steht in keinem Kochbuch.

Sie wollen von Dir selbst erlebt werden. Von Dir selbst erkannt werden, als ein kostbares Gut. Sie wollen sichtbar gemacht werden. Sie wollen als Ernte aus den vergangenen Reife-Monaten eingebracht werden.

Trage Sorge zu Deinen herzerwärmenden und glücklichen Erlebnissen. Bewahre sie für die dunkle Jahreszeit oder sonstige widrige Zeiten auf. Schreib sie nieder und lies in diesen Erinnerungen, wenn Du von innen her genährt werden willst, wenn es wieder mal etwas wenig Salz in der Suppe gab und die Würze des Lebens etwas fad ist. Dann, wenn das Leben Deinen Gürtel eigentlich mal wieder etwas enger schnallen möchte. Dann nimm Deine Vorräte hervor und geniesse die Fülle, die Du selbst zusammengetragen hast.

Der Eintopf des Lebens besteht aus vielen Zutaten. Von schönen Momenten viel davon, da nur eine Prise Glück und Freude, mit Gewürzen sparsam, Inhalt dafür reichlich.

Welche Vor-Sorge hast Du getroffen, dass er kunterbunt und gehaltvoll ist und Dich wärmt und nährt, während es draussen stürmt und schneit und Dir ein kalter Wind um die Ohren pfeift?

Möge Dein Vorrat sein, wie ein Suppentopf, der nie leer wird. Wie damals bei den Altvorderen.

Herzlichst,
Sandra Ottenbacher